Dir die Belichtungszeit einfach zu erklären wird ein hartes Ding – aber ich will es mal versuchen. Damit dein Foto überhaupt was wird, brauchen wir Licht, was durch dein Objektiv auf den Sensor fällt. Das Licht kommt in dem Moment in die Kamera, wenn wir auf den Auslöser drücken – dann brennt sich quasi das Licht in den Sensor deiner Kamera und gibt unser Bild wieder. Ähnlich wie bei diesem Foto der Mona Lisa von Dimitri Parant. Vergrößere mal das Foto, schaue konzentiert 30 Sekunden auf den weißen Punkt in der Mitte und blicke dann auf die schwarze Fläche und blinzle ganz schnell – verrückt oder?
Mona Lisa. Bild: Dimitri Parant / Lizenz: CC BY-SA 2.0
Über kurz oder lang
Verrückt oder? Und genauso funktioniert dein Kamerasensor. Wir benötigen einfach eine bestimmte Menge Licht, das auf den Sensor deiner Kamera treffen muss, damit das Foto überhaupt was wird. Kommt zu lange, zu viel Licht in die Kamera, wird unser Foto überbelichtet, zu hell oder schneeweiß. Kommt nicht genug Licht in die Kamera bzw. belichten wir nicht lang genug, wird unser Bild unterbelichtet, zu dunkel oder schwarz. Wieviel Licht letztendlich den Weg auf unseren Sensor findet, entscheidet aber nicht nur die Belichtungszeit allein – auch die Kamerablende spielt hier eine wichtige Rolle. Alles zur Blende, findest du in meinem letzten Artikel – die Blende einfach verstehen.
Die verschiedenen Belichtungszeiten
Das wir bestimmen können, wie lange wir unser Foto belichten klingt erstmal nicht unglaublich spannend oder? Richtig cool wird es allerdings, wenn ich dir erkläee, welche coolen Effekte wir damit erzeugen können. Um die Belichtungszeit zu ändern stellen wir das Wahlrad unserer Kamera oben auf S bzw. TV oder direkt auf Manuell. Bei den meisten Kameras reicht die Belichtungszeit von 1/4000 Sekunde bis hin zu 30 Sekunden. Natürlich kann man noch viel länger belichten – das erkläre ich dir aber in einem der nächsten Artikel.
1. Kurzzeitbelichtung: z.B. 1/4000 ist der 4000ste Teil einer Sekunde – also sehr sehr schnell. Drücken wir den Auslöser kommt nur für den 4000sten Teil einer Sekunde Licht in die Kamera und fällt auf den Sensor. Solche Fotos kann man wirklich nur bei einer sehr gut beleuchteten Umgebung schießen – aber dazu später mehr.
2. Langzeitbelichtung: 30 bedeutet 30 Sekunden. Wichtig: Wenn du den Auslöser drückst, heißt das nicht, dass deine Kamera erst in 30 Sekunden ein Foto macht… sondern, du drückst den Auslöser und 30 Sekunden lang, fällt Licht in die Kamera und brennt sich förmlich in deinen Sensor – wie ein Video, was am Ende zu einem finalen Foto zusammengesetzt wird. Damit dein Foto dann auch was wird, darfst du dich nicht bewegen und nicht wackeln – keinen Milimeter – 30 Sekunden lang. Klingt unmöglich? Ist es auch – deshalb musst du dir folgendes merken.
3: MERKEN: 1/60 – eine 60stel Sekunde ist der längste Wert, bei dem du relativ Save fotografieren kannst, ohne dass dein Foto verwackelt. Belichtest du länger, solltest du dir entweder einen festen Untergrund suchen und deine Kamera ablegen oder ein Stativ verwenden. Was man beim fotografieren mit Stativ beachten sollte, erkläre ich dir in einem kommenden Artikel.
Tolle Spielerei
Die Belichtungszeit gibt uns viele Möglichkeiten kreativ zu sein. Hier mal ein paar tolle Beispiele:
Beispiel 1: Wir fotografieren an der Ostsee, sehen ein Fischerboot und belichten unser Foto für 30 Sekunden – das heißt dass 30 Sekunden Licht auf den Sensor unserer Kamera fällt. Während der Aufnahme stellen wir uns in Bild und bleiben selbst für ca. 10 Sekunden im Bild ruhig stehen und gehen dann wieder. Alles was sich nicht bewegt „brennt“ sich in den Sensor ein – alle bewegenden Objekte werden sichtbarer, je länger Sie sich in unserem Bildausschnitt aufgehalten haben. Wir sind quasi als „Geist“ zu sehen – die Wolken ziehen an unserem Motiv vorbei und selbst die Fahnen scheinen sich zu bewegen.
Blende: 16 | Belichtungszeit: 30 Sek. | ISO 100
Beispiel 2: Wir überreden einen Freund oder Freundin zu einem Sprungfoto. Wir belichten sehr kurz, ( 1/2000 Sekunde ) so dass nur einen ganz kleinen Moment Licht auf unseren Sensor fällt. Wir sehen keine Bewegungen unseres Motives – es wirkt, als wäre unser Motiv in der Luft eingefroren.
Blende: 8 | Belichtungszeit: 1/2000 Sek. | ISO 800
Beispiel 3: Wir sind auf einem großen Segelschiff und beobachten die Kapitänin, wie Sie mit dem Schiff anlegt. Das Steuerrad fliegt förmlich nach links und rechts – wir belichten nicht zu lang und nicht zu kurz damit unser Foto nicht verwackelt, wir aber die Bewegung Ihrer Hand und Ihres Steuerrades sichtbar wird.
Blende: 5.6 | Belichtungszeit: 1/20 Sek. | ISO 200
Die Sache hat einen Haken!
Leider hat die Sache mit der Belichtungszeit einen riesigen Haken. Belichtest du sehr lange, kann man Bewegungen sichtbar machen – leider auch deine! Fotografierst du aus der Hand, kann dein Foto bei langen Belichtungszeiten schnell verwackeln. Hier gilt 1/60 Sekunden als längster Wert, den du aus der Hand fotografieren solltest ( MERKEN )- geübte Fotografen machen auch bei längeren Belichtungszeiten ( 1/20 ) mit viel still halten noch verwacklungsfreie Fotos – dennoch würde ich ab hier dringend ein Stativ empfehlen. Aber was passiert, wenn wir nur wenig Licht haben, kein Stativ am Start und unser Foto bei 1/60 Sekunde einfach viel zu dunkel wird? Dann kommt die ISO ins spiel. Was die ISO ist und was Sie so tolles kann, erfährst du im nächsten Artikel.